Wie müssten unsere Wälder ursprünglich aussehen?
Die Mindestfläche für den Wald muss per Definition einen halben Hektar betragen und wenigstens ein Zehntel dieser Fläche muss von Baumkronen überschirmt sein. Das ist etwas kleiner als ein Fußballfeld.
Der natürliche Wald ist das am meisten komplexe Ökosystem unserer Erde. Bislang haben wir ihm zugesetzt und die Vielfalt zerstört – ohne überhaupt verstanden zu haben, wie er funktioniert. Für viele sind Ansammlungen von Bäumen typische Wälder. Doch dies ist ein Irrglaube, denn der echte Wald ist die Oase hoher Artenvielfalt. Ein Ort, an dem Monokulturen nichts zu suchen haben und Holz noch verrotten darf. Der echte Wald passt in keine Definition und bedient sich seiner Selbstheilungskräfte. Bis der Mensch kommt.
Wie ist es um unsere Wälder bestellt?
Nicht alles, was gesund aussieht, ist auch gesund. Das wissen wir Menschen schmerzlich von uns selbst. Von dem, was wir selbst sind, was wir an Nahrung konsumieren oder an Informationen ungefiltert als Wissen annehmen. Genauso geht es unseren Wäldern. Im natürlichen Zustand müssten unsere Wälder als komplexe Welt in sich funktionieren. Dabei hängt alles miteinander als Ökosystem zusammen – Pflanzen, Tiere, Pilze, Gewässer. Ein ursprünglicher Wald braucht sogar mehrere Hundert Jahre, um sich zu seiner natürlichen Perfektion zu entwickeln. Ein intakter Wald ist viel mehr als das, was wir mit dem bloßen Auge erkennen, denn der sichtbare Bestand der Bäume stellt nur die Hälfte der Biomasse des Waldes dar. Milliarden kleinster Lebewesen sorgen dafür, dass das gesamte System lebendig ist.
Wie die Natur sich ursprünglich selbst heilt
Wenn wir von urprünglicher Natur sprechen, ist in Deutschland beinahe nichts mehr übrig. Ein trauriger Zwischenstand. Nur noch 0,6 Prozent unserer Landfläche gilt als unberührte Wildnis – perfekt ist jedoch, dass sich die Natur ihren Raum nimmt, wo immer sie die Möglichkeit dazu erhält. Sie kehrt völlig eigenständig zurück, wenn wir sie nur lassen. Der moderne Wirtschaftswald hingegen ist ein eher fragiles System, in dem moderne Maschinen das Bewässerungssystem zerstören und ebenso das Mikrobiom des Bodens. Das offizielle Ziel ist nun der Mischwald und sogar fünf Prozent der Wälder sollen ungenutzt bleiben.
Erholung für statt im Wald?
Verschnaufpausen sind für alle Systeme lebensnotwendig, auch für den Wald. So wurden Mischwälder in den letzten vier Jahrzehnten so bewirtschaftet, dass Wald und Boden geschont wurden. Die Kraft des sogenannten Urwaldes strotzt mit Buchen und Eichen überall dort, wo kein Wasser oder Moore zu finden waren. Seit Jahren sterben die Urwälder jedoch aus und mit ihnen ausgerechnet die Buchen, die als Grundbasis in Mittel- und Westeuropa für Artenvielfalt in einem ökologischen Super-System stehen. Brach früher einer der stabilen Riesen weg, wuchs ein Jungbaum nach. Große Veränderungen gab es so über Jahrhunderte nicht und das Ökosystem war weitestgehend unangetastet. Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird nun der Umbau deutscher Forste diskutiert.
Der Urzustand und seine Vielfalt
Ohne Menschen wären etwa zwei Drittel des Landes von Laub- und Mischwäldern bekleidet. Die Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte zeigt, dass Nadelwälder den Klimawandel nicht überstehen, sodass Veränderungen hermüssen. Bliebe das aktuell Tempo der Entwicklungen bestehen, wäre das erste Naturziel der Wildnis von 2 Prozent in Jahren noch unerreicht. Veränderungen und Eingriffe sind nicht neu, jedoch hatten wir die Spuren menschlichen Treibens in der Natur zeitweise in den Griff bekommen und Wälder konnten sich zumindest etwas erholen. Bereits Kelten und Römer holzten Wälder ab, im Mittelalter stieg sogar der Bedarf an Holz für Schiff- und Häuserbau sowie zur Energiegewinnung – beinahe der Auftakt zum Ende der deutschen Urwälder. Übrig blieben nur noch Heidelandschaften als Tiefpunkt vorindustrieller Zerstörung der Natur.
Dann forsten wir halt mal wieder auf?
Schön gedacht und doch schwer umsetzbar: Bereits ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde wieder aufgeforstet — überwiegend und großflächig vor allem mit Fichten und Kiefern. Sie trotzen auch geschwächten Böden besonders gut und können sich als noch junge Bäume sehr gut wehren. Zum Beispiel gegen den Fraß von Schafen, aber auch Rehen und Rotwild, weil ihre Nadeln stechen und sie schlecht schmecken. Und auch hier kommt der wirtschaftliche Faktor in den Fokus, leider nicht die ökologische Nützlichkeit, denn Fichten und Kiefern sind in der Anzucht billiger als Buchen und Eichen. Und was ist das Ergebnis? Heute bestehen mehr als die Hälfte aller deutschen Wälder aus Nadelbäumen. Sehr idyllisch, jedoch stammen sie als Art aus der kühlen nördlichen Taiga. Waldbrände und Borkenkäferplagen verkraften sie nicht so gut wie unsere natürlichen Laubwälder, sodass sie dem Klimawandel als Erste zum Opfer fallen. Aufforstung gut und schön, aber bitte planvoll und zielgerichtet, denn es sollte darum gehen, das Ökosystem mit all seinen Arten voll funktionsfähig an die nächsten Generationen weiterzugeben.
Echter Wald ist aus sich heraus gesund
Gepflanzt, ausgedünnt, geerntet? Wer die Entwicklung unserer Wälder seit Jahren betrachtet, wird diese als Plantagen bezeichnen, während ein natürlicher Wald die aktuellen Herausforderungen klimatischer Veränderungen noch gut überstehen würde. So würde sich zum Beispiel ein Bestand alter Laubbäume im Sommer um rund zehn Grad Celsius stärker abkühlen als umliegende Wiesen oder Felder. Selbstverständlich sterben Bäume und Pflanzen immer wieder, jedoch sind massive Schwächungen des gesamten Waldes in ursprünglichen Wäldern und Reservaten kein Thema.
Was können wir tun?
Wie in allen Bereichen ist Achtsamkeit der Schlüssel! Im Bewusstsein für unsere Verantwortung steckt die wahre Hebelwirkung. Aufforstung hin zu natürlichen Wäldern wie mit Plant-MY-TREE sind ein idealer Weg. Transparent und leicht kann sich jeder mit Baumspenden engagieren und mit Hilfe der Profis etwas für unser Klima vor der eigenen Haustüre bewirken. Weiterhin müssen wir nachhaltig wirtschaften – Verzicht auf Kahlschläge, die Förderung heimischer Laubbaumarten, Bäume mit Geduld sehr alt werden lassen und schonendere Methoden der Holzernte sind die Rettung für unser Klima und unsere Wälder.